In den 1997 entstandenen Skulpturen arbeitet Robert Gschwantner mit einem Material, das in seiner variablen Ästhetik, seiner Ortsbezogenheit und Beweglichkeit viele Gemeinsamkeiten mit seinen späteren „Ölteppichen“ aufweist. Er verwendet Glasbausteine, die normalerweise zur Herstellung lichtdurchlässiger Wände im Innen- und Außenbereich dienen. Diese bringt er zum Schwimmen und Hängen und verleiht dem viele Hunderte Kilogramm schweren und harten Material durch flexible Verbindungen eine Leichtigkeit und Beweglichkeit, die Festigkeit vortäuscht, ohne zu tragen.

My own private Rome - Roma (I), 1997

Für die Serie My own private Rome birgt Robert Gschwantner Glasbausteine wie einen Schatz aus dem Boden, wo er seine erste Installation im archäologischen Parco di Veio nahe Rom vergraben hat (1997). Die Geometrie und der Glanz der quadratischen Skulptur stehen im Kontrast zur Natur, ganz im Gegensatz zu dem auf dem Wasser des Lago di Bracciano schwimmenden Glasteppichs (1997). Wie eine Qualle hebt und senkt sich die gewölbte Oberfläche mit dem Wellengang und vermittelt dem Betrachter etwas Organisches. Dasselbe Quadrat, das in einen metallenen Rahmen eingespannt ist, stellt er auf eine Freitreppe im Zentrum Roms. Die Glaswölbung spiegelt die Architektur, jeder einzelne Baustein die Materialität der Steinwände wider.

 

Effetto Venezia - Livorno (I), 2006

Eine 100 Meter lange und 5 Meter breite Wasserstraße soll mit 12.000 Glasbausteinen „gepflastert“ werden. Die Tragfähigkeit des Straßenpflasters erfährt dadurch eine scheinbare Fortsetzung auf der befestigten Wasseroberfläche. Doch jeder Luftzug versetzt das Trägerelement Wasser und mit ihm die Glasbausteine in Bewegung. Die unterschiedlichen Lichtbrechungen verstärken den Effekt der Transparenz und Durchdringbarkeit des Materials. Über die Glasbausteine erfolgt ein Brückenschlag von der Festigkeit der Architektur zur Nachgiebigkeit eines architektonisch gezähmten Naturelements.

 

Water-Gate - Köln (D), 2008

Die im Kölner Vorgebirgspark installierte Skulptur Water-Gate (2008) stellt die Mobilität des neun Quadratmeter großen Glasteppichs explizit aus. Frei flottiert dieser in einem länglichen, rechteckigen Bassin. Durch die dezentrale Aussparung erinnert die Glasfläche zum einen an eine ins Wasser gekippte Hauswand, deren Öffnung Einblick auf die Schatten am Beckengrund gibt; zum anderen nimmt sie den Charakter eines technoiden und futuristischen Architekturmodells an.